Das Wort Glück existiert seit dem Mittelhochdeutschen und bezeichnet die Art, wie etwas endet, wenn etwas gut ausgeht, unabhängig von unserem Zutun. Das Wort ist verwandt mit englisch „luck“, das, in derselben Bedeutung, neutral und deshalb zu qualifizieren ist: „good luck/ bad luck“. Das deutsche „Glück“ ist doppeldeutig und meint auch das Glücksgefühl (engl. happiness). Glücksgefühle sind eher zeitlich begrenzt, momentan, besondere Highlights im Leben: Hochzeit, Geburt eines Kindes, bestandene Prüfung, spürbare Erholung nach Krankheit, besondere persönliche Begegnungen, etc. Beständiger ist die davon zu unterscheidende Zufriedenheit, ein Gewöhnungseffekt, die sog. hedonistische Anpassung. Glück in allen Bedeutungen, hat zu tun mit der Fähigkeit zu guten menschlichen Beziehungen, mit Vertrauen, mit der Fähigkeit zu Spiritualität und Engagement, zu Reflexion und Erkenntnisgewinn, zu einem aktiven und selbstbestimmten Leben. Ist jeder seines Glückes Schmied? Wohl nur höchst bruchstückhaft. Ehrliche Antwort kann nur sein, dass einem vieles geschenkt wird. Glück ist nicht verfügbar, kann nur schwerlich willentlich herbeigeführt werden. Was vermag die Reflexion, die Distanzierung zu sich selbst? Kann sie zu höheren Erkenntnissen, zu einem höheren Bewusstsein führen? An dieser Frage entzündete sich eine Diskussion über das Problem Dualismus oder Monismus. Eine naturwissenschaftliche, biologistische Betrachtungsweise etwa der Hirnforschung kann nur monistisch kausal sein, während eine mehr subjektive, psychologische oder religiöse Perspektive zum qualitativen Dualismus neigt. - Andere Beiträge verwiesen auf antike Beispiele (Diogenes) oder ostasiatische, buddhistische Haltungen. Weise Selbstbeschränkung kann zu innerer Zufriedenheit führen. Auch hier stellt sich wieder die Frage, wem diese Fähigkeiten gegeben sind. Das soziokulturelle Umfeld und Bildungsprozesse (Sozialisation) spielen dabei eine entscheidende Rolle. US-Amerikaner z.B. sind viel positiver, optimistischer gestimmt als kritisch bis skeptisch ausgerichtete Europäer. - Das soziale Umfeld ist stark von der politischen Ausrichtung bedingt. Die skandinavischen Länder bieten offensichtlich eine besonders gute Daseinsvorsorge. Gesundheits - und Rentenysteme, ausreichender Wohnraum, Demokratisierungsgrad und Mitsprache, Freiheits- und Sicherheitsgefühle tragen offensichtlich in hohem Maße, wenn nicht zum Glück, so doch wenigstens zur Zufriedenheit der Menschen bei. Zu nennen wären nicht zuletzt auch das Einkommensniveau bzw. der allgemeine Wohlstand eines Landes, einer Region oder auch einer Kommune. - Schließlich sei noch einmal auf physiologische Aspekte verwiesen, auf bestimmte Hirnareale und Botenstoffe, die mit unseren Gefühlen korrelieren: Dopamin, Serotonin, Tryptophan, Noradrenalin, Oxytocin, Endorphine, die alle bestimmte Empfindungen auslösen oder umgekehrt durch bestimmte Erlebnisse erzeugt werden. sts
Im Kommentar zur Vorschau 7.April 2017 von Jessika Schwark zum Thema „Was macht uns wirklich glücklich?“ hatte ich ein kleines Gedicht von 3 Strophen hinterlassen.
AntwortenLöschenEin gutmeinender Leser schreib dazu:
„Kann dem Dichter nur beipflichten. Der klass. griechische Begriff für Glück "Eudämonismus" geht allerdings über Zufriedenheit hinaus.“
Deshalb auch einige Gedanken zum Thema „Eudämonie“:
DIE EUDÄMONIE
Sag', wie ist das denn nun mit der Eudämonie?
Der Begriff läßt sich scheinbar nur schwer definieren
Seit Jahrtausenden müht sich die Philosophie
Ihn zu klären, zu deuten, zu analysieren
Die Glückseligkeit - könnte es so etwas sein?
Damit hast Du schon beinah ins Schwarze getroffen
Doch auch dieser Begriff ist noch sehr allgemein
Was er wirklich bedeutet, ist nach wie vor offen:
Nun, die T u g e n d ist also auf jeden Fall wichtig ...
Alter, pfeif auf die Tugend, hier geht es um L u s t !
Nein, ein Handeln aus P f l i c h t ist geboten und richtig -
Tu' nicht das, was Du willst, sondern das, was Du mußt!
Erst mal sollte man alle E x t r e m e vermeiden
Denk doch nur an den Kater am Morgen danach!
Dein Genuß ohne Maß läßt Dich elendig leiden
Wo er gestern noch Frohsinn und Freude versprach
Den Genuß - auch in Maßen - den lehne i c h ab!
Die N a t u r weist den Weg in ein glückliches Leben
Meine Habe: kein Becher! ein Mantel, ein Stab
Niemals würd' ich nach weit'ren Besitztümern streben
Denn ob Reichtum, ob Ruhm oder Rang oder Macht
Alles kannst Du von heute auf morgen verlieren
Weder Ehre noch Einfluß noch Schönheit noch Kraft
Können jemals auf Dauer das Glück garantieren
... Tja ...
Die Debatte würd' heute wohl anders verlaufen
Dabei scheint mir doch vieles noch sehr akuell
Gilt zumindest der Ratschlag zum heftigen Saufen
Doch für immer und ewig und universell
Und auch sonst hat sich scheinbar nur wenig getan
Die Entwicklung scheint einfach nicht v o r a n zugeh'n
Wie erklärt man sich sonst dieser Superstar-Wahn
Bei dem längst auch schon Kinder im Rampenlicht steh'n ...
Schlechte Karten zur Zeit für die Eudämonie
Weil heut' keiner mehr Wert auf Glückseligkeit legt
Wir verlassen uns mehr auf die Glücksindustrie
Die uns täglich das Glück bis ins Wohnzimmer trägt:
Eine Glücksfee verheißt uns den Lottogewinn
Auf dem Traumschiff wird Glück schon zum Frühstück serviert
Und wir fragen uns pünktlich zum Sendungsbeginn
Welchem Glückspilz das Glücksrad zur Goldgrube wird
Dies Verständnis von Glück scheint mir öde und fad
Nein, wir sollten der Glücksfee n i c h t einfach vertrauen!
Es empfiehlt sich viel eher, so lautet mein Rat
Ab und zu in die Werke der Alten zu schauen
Guter Rat in die Werke der Alten zu schauen.
AntwortenLöschenFür Sokrates war der Daimonion, die innere Stimme.