Nachschau 3.2.2017: Dialogrunde – Wie löse ich meine Probleme?
Birgit Linneman, Christian Brehmer
Eine runde
Runde knüpfte an unsere runde Runde vom letzten Mal
an (s. Nachschau vom 6.1.) Es ging um
die Fortsetzung und Vertiefung des achtsamen Dialoges nach David Bohm mit
unserer aktuellen Fragestellung als Thema. Form und Inhalt waren uns also gleich wichtig. Die Gesprächsführung hatte wieder Klemens
Speer aus Osnabrück.
Zunächst
wurden noch einmal die Spielregeln des Dialoges wiederholt und die
Empfehlung ausgesprochen, im Gespräch zu
50 Prozent bei sich selbst zu bleiben und zu 50 Prozent sich gleichzeitig der
Gruppe bewusst zu sein. (Eine Empfehlung, die im integralen Bewusstsein zur
gelebten Realität wird.) Die Selbstbezogenheit soll ein persönliches Feld von
Achtsamkeit und Kreativität fördern, das gleichzeitig das Gruppenfeld aufbaut,
welches rückwirkend wiederum das persönliche Feld stärkt. So kann
Co-Kreativität entstehen (s. Vorschau 3.2.) Doch hier sind wir noch ganz Anfänger.
Die Dynamik wurde durch die Entspannungsreise und Meditation zu Beginn der
Runde vorbereitet.
Das Thema
unserer 1. Dialogrunde war: „Wie löse ich meine Probleme im Leben für mich
allein?“Also abweichend von der vorgesehenen Fragestellung.
Die Beiträge
waren lebendig und vielfältig wie das Leben selbst. Als Beispiel:
> Das Problem anschauen, ist es überhaupt ein Problem? Oder mache ich mir ein
Problem. Bin ich Teil des Problems?
> Klarheit verschaffen durch Nachdenken. Gefühle zulassen. Manchmal
kommt es zu einem Widerspruch zwischen Kopf und Bauch. In der Entspannung, in der Stille, kann sich
die Lösung einstellen. > Mitunter gehen wir tagelang schwanger
mit einem Problem, bis plötzlich die Antwort wie aus heiterem Himmel
kommt.
> Informieren, Lektüre heranziehen, mit anderen darüber sprechen ist hilfreich. > Das Bauchgefühl kann irreführen. Gemäß der Hirnforschung hat das Gehirn bereits entschieden, bevor uns die Lösung bewusst wird. > Empathie für den Konfliktpartner, aber auch Empathie für mich selbst bewahren. > Stufen der Kreativität: 1. Problem klar eingrenzen (Präparation) 2. Loslassen, entspannen (Inkubation) 3. „Aha“ Erfahrung (Intuition) 4. Überprüfung (Verifikation) 5. Ausarbeitung, Umsetzung (Elaboration).
> Informieren, Lektüre heranziehen, mit anderen darüber sprechen ist hilfreich. > Das Bauchgefühl kann irreführen. Gemäß der Hirnforschung hat das Gehirn bereits entschieden, bevor uns die Lösung bewusst wird. > Empathie für den Konfliktpartner, aber auch Empathie für mich selbst bewahren. > Stufen der Kreativität: 1. Problem klar eingrenzen (Präparation) 2. Loslassen, entspannen (Inkubation) 3. „Aha“ Erfahrung (Intuition) 4. Überprüfung (Verifikation) 5. Ausarbeitung, Umsetzung (Elaboration).
In der 2.
Runde war die Fragestellung: „Wie kann ich mit Hilfe anderer meine Probleme
lösen?“
> Familienrat, Teambesprechung, runden
Tisch etc. organisieren.
> Fachberatung
nutzen: Sozialarbeiter, Psychologen, Ärzte oder dergleichen.
>
Verhandeln, Kompromisse suchen. Gewaltfreie Kommunikation nach Marshall
Rosenberg.
> Co-Councelling in kleinen Selbsthilfegruppen,
in denen unterdrückte Gefühle abreagiert und Blockaden gelöst werden können.
> Der Mensch kann dumm sein – er muss sich nur zu helfen wissen:
Partner, Freunde, sich mit anderen zusammentun, Computer heranziehen etc.
Die
Abschlussrunde gab Raum für Kommentare und Kritik. Schließlich gab es noch einen
Smoothie auf CD: Mantragesang des Dalai Lama.
Vorschau 3.3.2017: Bauchgefühl vs. Rationalität Jürgen Staas
Was wir volkstümlich Bauchgefühl nennen, ist dem Emotionalen zuzuordnen, der Intuition, der Spontanität, dem unmittelbaren subjektiven Empfinden. Es bewirkt spontane Entschlüsse, ohne diskursiven Gebrauch des Verstandes. Es kann empathisch und kreativ sein. Phantasie gehört dazu, der plötzliche Einfall, die „Idee“, der Geistesblitz, Eingebung, Einsicht, ohne bewusste Ableitung. Unvorhergesehene Entdeckungen und Erfindungen sind ihm zu verdanken. Beobachtungsgabe und frühere Erfahrungen sind dabei oft Voraussetzungen. Auch spontane Hilfen oder Rettungseinsätze können positive Resultate sein. Philosophisch gehören Evidenz, „Wesensschau“, Phänomenologie mit zur Begrifflichkeit. Auch die „emotionale Intelligenz“ (D. Goleman) ist ihm zuzuordnen, oder der englische Begriff der „serendipity“: coined by Horace Walpole: apparent aptitude for making fortunate dicoveries – Webster's Dict.). Soweit das Positive. Aber wo steht geschrieben, dass das Bauchgefühl immer nur Positives bewirkt? Einwände, Kritik:
„La raison est dupe du coeur.“ La Rochefoucauld. ( Die Vernunft wird vom Herzen /Gefühl getäuscht, an der Nase herumgeführt.) Das Bauchgefühl bzw. die Intuition
_ist nicht verfügbar (ist es trainierbar?)
_es ist irrational, nicht kontrollierbar
_ es ist ein „komplexitätreduzierendes Verfahren der Kognition" (terrible simplificateur)
_entbehrt der Logik
_ ist verwandt mit Selbsttäuschung
_ kann Angst bedeuten, braucht Feindbilder
_ kann Escapismus sein
_ kann im Extremfall zu Affekthandlungen führen
Sind nicht alle unseren aktuellen Probleme dem „Bauchgefühl“ geschuldet?
Brexit, post-faktisch (engl. post-truth!), Trumpwahl (großer „Bauch“-Redner!), Populismus, Rückfall in Nationalismus, Protektionismus, etc., Angst vor Globalisierung und Identitätsverlust.
Papst Franziskus: „In Zeiten der Krise versagt das Urteilsvermögen. Wir suchen Heilsbringer, die uns unsere Identität zurückgeben.“ - Der instinktive Herdentrieb treibt uns auf die Suche nach dem Leithammel, nach dem starken Mann. Angst sucht Sicherheit.
Die Rationalität der Demokratie mit ihren endlosen Diskussionen und Verhandlungen und dem Zwang zu Kompromissen erzeugt ein Gefühl von Frust und Langeweile, zumal lange Perioden in Frieden, Freiheit und Wohlstand dazu führen, diese für selbstverständlich zu halten. Da wächst das Verlangen nach Stimulation. Globalisierung wird als Identitätsverlust empfunden. Die Abschottung des eigenen Territoriums (Protektionismus) bietet sich da als Lösung an.