Donnerstag, 8. Dezember 2016

Dialog nach David Bohm



Nachschau  2.12.2016 : Was macht Menschen empfänglich für Ideologien?                                             Klaus Burghardt,  Christian Brehmer       

 Einleitend wurde das Positionspapier (s. Vorschau) mit Anmerkungen vom Verfasser/ Referenten vorgetragen.
Es gab reichlich, z.T. kontroversen Gesprächsstoff. Ist es doch die Frage "warum?", die nicht nur Kinder, sondern insbesondere Philosophen herumtreibt. Die Reflexion steht am Anfang aller Philosophie. Sie kommt zu kurz in unserer schnelllebigen Zeit, oftmals mit fatalen Folgen. Das sehen wir am aufflammenden Nationalismus in der Weltpolitik: Trump, Front National, Polens Regierung, Brexit, Erdogan, AfD um nur einige Reizworte zu nennen. Sie zehren von unreflektierten Ideologien. Und gleichfalls unreflektierte Emotionen sind es, welche die Menschen dafür empfänglich machenDie Realität wird verzerrt, die Menschen leiden.
Als eine mögliche Ursache für den Erfolg rechter Bewegungen wurde die Angst vor der Globalisierung genannt. Ob die Globalisierung  nicht selbst eine Ideologie sei, fragte ein Teilnehmer kritisch. Zu bedenken sei auch, so eine weitere Position, dass die Hinwendung zu rechten Parteien eine Reaktion der Menschen darauf sein könne, dass sie sich von der offiziellen Politik im Stich gelassen und nicht ernst genommen fühlten. Die gute wirtschaftliche Entwicklung komme bei vielen Menschen nicht an. Eine unsichere soziale Lage, prekäre Arbeitsverhältnisse*, Abstiegsängste, ungerecht erscheinende Einkommens- und Vermögensverteilung**, ... dazu politische Entscheidungen, die den Einstellungen vieler Bürger entgegenliefen führten zu einer „Jetzt-sind-wir es-leid“-Haltung.
Sind unpopuläre Maßnahmen von (oftmals der neoliberalen Ideologie anhängenden?!) Politikern notwendige Folge der Globalisierung oder wird Letztere als Vorwand für eben jenes politische Handeln genutzt? Die Frage bleibt (natürlich) offen.
Auch das folgende Problem wurde nur kurz angerissen:
Wir können uns bestimmten Ideologien gegenüber (Freie Marktwirtschaft, Jeder ist seines Glückes Schmied, ...) kaum behaupten, so eine These. Von klein an beeinflußt (Eltern, Schule, Ausbildung, ..., später kommen Werbung und Medien hinzu) ist es sehr mühsam, sich z.B. durch Nutzung alternativer Informationsquellen eigenständige Positionen zu erarbeiten.
Die Anfälligkeit für Ideologien, so die wiederholte Meinung, sei Folge von Mangel an Reflexion.  Zur Behebung der Schwierigkeiten müsse man beim Individuum ansetzen. „Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.“ (Albert Einstein) Es gehe also darum, zu einer neuen Denkweise, einem neuen Erkenntnismodus, einem neuen Bewußtseinsmodus zu gelangen. 
Hierbei könne die Meditation helfen: Das logisch-diskursive Denken werde durch rekursives Denken, durch Lenkung der Aufmerksamkeit nach innen, ergänzt. „Das Denken des Nichtdenkens“ (Aristoteles), die Stille, führe den Menschen zur Sophia, zur Weisheit.
Gegen Ende des Treffs wurde das Thema „Kollektivbewußtsein“ angesprochen und zu einem der möglichen Themen im nächsten Jahr gekürt.
_______________________________
Folgende Zahlen wurden u.a. genannt:
*
- Rund 39 Prozent aller abhängig Beschäftigten in Deutschland waren 2015 in Teilzeit, Leiharbeit oder Minijobs tätig.
- 7,02 Millionen Menschen leben von Arbeitslosengeld oder Hartz-IV-Leistungen
- Diejenigen, deren Löhne kein Tarifvertrag mehr regelt - das ist inzwischen jeder zweite -, verdienen heute 18 Prozent weniger als im Jahr 2000.
**
- Noch 1970 gehörten dem reichsten Zehntel der deutschen Gesellschaft 44 Prozent des gesamten Volksvermögens. 2012 gehören ihm über                 66%.
- Die Einkommensungleichheit ist heute deutlich höher als noch vor gut 20 Jahren.
- Innerhalb der Eurozone ist Deutschland das Land mit der zweithöchsten Vermögensungleichheit. 



 Vorschau 6.1.2017: Dialogführung nach David Bohm mit dem Thema "Was ist Spiritualität"?         Klemens Speer
  
Das Buch "Der Dialog" des Physikers und Philosophen David Bohm (1917 -
1992) ist 1998 aus seinem Nachlass erschienen. (Bohm wurde insbesondere
bekannt durch sein Buch "Die implizite Ordnung") "Der Dialog" war sein
Versuch eine Antwort auf die damalige gesellschaftliche Situation in den
70er und 80er Jahren zu finden. Sie war geprägt von der zum Teil
fundamentalistischen Position der Grünen im Verlauf der Gründung der
Grünen Partei und der Auseinandersetzung mit dem Terrorismus der Roten
Armee-Fraktion. Zu der Zeit schlugen in der politischen
Auseinandersetzungen über die Presse in der Gesellschaft hohe Wellen.
Diese Zeit ist im gewissen Sinne vergleichbar mit der heutigen
Diskussion um das Thema Flüchtlinge und die Terroraktionen im Namen der IS.

Der Beitrag Davis Bohms durch sein Buch zielte auf eine Versachlichung
der politischen Auseinandersetzung. Ein zentraler Aspekt seines
Vorschlags war, alle gesellschaftlichen Gruppen an einen Tisch zu
bringen. Er schlug Gruppenbildungen von 30 bis 40 Personen vor, die
mindesten über einen Jahr hinweg sich regelmäßig zu einem Dialog
zusammensetzen. In seinem Buch hat er die Bedingungen diskutiert und
vorgestellt, auf die sich alle Gruppenmitglieder vorher einigen müssen,
damit ein solcher Dialog gelingen kann. Der Untertitel seines Buches
lautet daher: "Ein offenes Gespräch am Ende der Diskussionen". Es geht
ihm also um eine Diskussion, die in die Tiefe geht und weit über eine
Ping-Pong-Diskussion hinaus weist, (die oft eher die Positionen
verschärft, statt Lösungen zu finden), um zu einem wirklichen Kern für
eine Verständigung vorstoßen zu können.

Auf der Grundlage dieses Buches sind von mir Spielregeln für einen
"meditativen, achtsamen Dialog" herausgearbeitet worden, der
insbesondere für Übungsgruppen (aus dem Bereichen Yoga, Taiji, Qigong,
Zen, Kontemplation, Achtsamkeit und Meditation) gedacht ist, aber auch
für philosophische Gesprächskreise geeignet ist. Bohms Spielregeln sind
beibehalten worden, jedoch noch um ein paar spezielle meditative Aspekte
ergänzt worden.

An diesem Abend sollen diese Spielregeln vorgestellt werden und an Hand
der Spielregeln, am Beispiel des Themas "Was ist Spiritualität?", ein
Dialog in der teilnehmenden Gruppe geführt werden. Nur so kann erfahren
werden welche Ergebnisse erzielt werden können, wenn man nach diesen
Spielregeln in einer Gruppe zu einem Thema in Kontakt tritt und sich
auseinander setzt. Ein spannender Prozess, in dem das Ergebnis immer
offen ist.