Praktische Philosophie – eine Einladung Christian Brehmer
Nicht nur philosophieren, sondern auch was tun! „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es“. Zwar
ist schon die Meditation zu Beginn unserer Palaverrunde etwa Gutes für uns selbst und – durch die positve „Ausstrahlung“ – für
unsere Umwelt. Und vielleicht werden auch die Themen unserer Philrunden, die gemeinsamen Diskussionen und Reflexionen
bei einigen von uns handlungswirksam.
Oder vielleicht lernen wir aus der Arbeit an unserer Dialoggestaltung....
Wir können
uns aber auch bewusst für eine gute Handlung entscheiden. Dazu will der Tag der guten Tat am 8. September eines jeden Jahres in
Melle einladen. Es handelt sich um eine Initiative von Georg Trenkler, dem Chef
des Meller Bioladens. Auf der Website www.tag-der-guten-tat heißt es:
„Wir
wollen in unserer Gesellschaft den guten Taten und Nachrichten mehr Beachtung
schenken und sie mehr in das Bewusstsein der Menschen bringen.
Immer mehr Menschen in unserer Gesellschaft fühlen sich einsam, unglücklich und glauben nicht mehr an das Gute in der Welt.
Viele Jugendliche stöpseln sich die Ohren zu und lassen sich von Musik beschallen, vermutlich weil sie die vielen schlechten Nachrichten nicht mehr hören wollen.
Wer hat noch Lust, ein politisches Amt zu übernehmen oder sich mit Gesellschaftsproblemen zu beschäftigen bei all den schlechten Nachrichten?“
Immer mehr Menschen in unserer Gesellschaft fühlen sich einsam, unglücklich und glauben nicht mehr an das Gute in der Welt.
Viele Jugendliche stöpseln sich die Ohren zu und lassen sich von Musik beschallen, vermutlich weil sie die vielen schlechten Nachrichten nicht mehr hören wollen.
Wer hat noch Lust, ein politisches Amt zu übernehmen oder sich mit Gesellschaftsproblemen zu beschäftigen bei all den schlechten Nachrichten?“
Es
muss ja nicht gleich ein politisches Amt sein. Es reicht z.B. wenn ich meiner gehbehinderten Nachbarin, wenn
erforderlich, einen Bringdienst mit
meinem Auto anbiete. Oder einfach mal gelegentlich bei ihr reinschaue. Ihr ein
Lächeln schenke. Ihr oder jemanden anders….
Rückblick Dialogabend zum Begriff der Ahnung am 5.6.2015 Angela Muselmann-Bruhn
Da sich bei kritischer Betrachtung,
mentale Prozesse, als gar nicht so rational, wie angenommen herausstellen,
wollte ich gerade die Menschen ansprechen und einladen sich mit dem Begriff der
Ahnung zu beschäftigen, die lieber
rein logische und vernunftmäßige Überlegungen bevorzugen, um sich dem Erkennen
anzunähern, dass viele Leistungen und Errungenschaften auf künstlerischen und
wissenschaftlichen Gebieten, aus Einfällen, Intuitionen, unwahrscheinlichen
Vermutungen und Ahnungen hervorgegangen sind.
Am bisher heißesten Abend in diesem
Jahr, fand sich dann allerdings nur eine intime Runde von vier Teilnehmern
auf Martinas Balkon ein, die von Anfang an eine Offenheit zur Integration von
wissenschaftlichen Ergebnissen und persönlichen Erfahrungswahrheiten hatten.
Die kleine übersichtliche Runde gab uns die Möglichkeit zu einem tiefgehenden
Austausch, bei dem jeder viel von sich selbst einbringen konnte und Gehör fand.
Es war für mich spannend zu beobachten, dass durch aufmerksames Zuhören und den
einzelnen „unvorbereiteten“ Teilnehmer aussprechen zu lassen, schon
automatisch, soviel an unterschiedlichen Aspekten eingebracht wurden, die ich
vorbereitend zitieren wollte, so dass ich sie dann nur noch ergänzend einige Philosophen
hinzufügen brauchte:
J.
C. Hennings sprach
von der Ahnung als einem diffusen
Zukunftsgefühl, welches sich nur als
Konstruktion unserer Erinnerung bei seinem Eintreffen bestätigt.
Kant machte auf die leitende Funktion, die die Ahnung für unsere Erkenntnisbemühungen hat, aufmerksam, da sie sich jedoch
begrifflich nicht klar fassen lässt, gehört sie für ihn nicht zum
philosophischen Denken.
Jacobi sprach von der Ahnung, als den Anschluss an die Dinge an sich, durch
das Gefühl.
Fries führt die Ahnung als eigenständige
und dritte Form des Fürwahrhaltens,
neben Wissen und Glauben ein.
Albert
Görland beschreibt,
dass das Phänomen der Ahnung eine Offenbarung, die zugleich Geheimnis bleibt
ist und dass genau diese Spannung in
diesem Widerspruch die Triebkraft der
Ahnung darstellt, nämlich durch das Verlangen ihn aufzulösen.
Schleiermacher
definiert Ahnung als Erstzugang zu allen Arten von Erkenntnissen
und Inhalten. Die Ahnung steht für eine erste vorsprachliche Form des
Verstehens und so ist unser erkennendes
Existieren ein von Grund auf symbolisierender Prozess.
Heidegger beschreibt die Ahnung als Form reiner Empfänglichkeit, dort, wo
Worte versagen, als ein Gedankenexperiment, dessen unablässiges anrennen gegen
die Grenze der Sprache Wortneuschöpfungen
nötig macht, er spricht von der Ahnung des Seyns. Heidegger sagt: „es
west“, was ausdrücken soll, dass es nicht
festgestellt, sondern nur geahnt werden kann.
Die Ahnung ist der Grund, aus dem
Erkenntnis niemals abgeschlossen ist, Grundvoraussetzung von und Beginn aller
Erkenntnis.
Hogrebe
spricht von Ahnungen als erkenntnissmäßige
Zustände, die Vorgriffscharakter haben, vage Repräsentationen für etwas, was
anders noch nicht zugänglich ist. Ahnungen
stehen am Anfang unserer kognitiven Karriere. Ahnung
->Vermutung->Meinung->Wissen
Da wir aber nie sicher sein können, ob
wir wirklich wissen, muss der gesamte Corpus unserer Überzeugungen, Meinungen
und unseres Wissens stets von unserer
Ahnungsnatur umgriffen bleiben, wenn wir für Neues in grundsätzlicher Weise empfänglich bleiben wollen.
Da für mich, die AHNUNG, für jenen
entscheidenden Moment steht, in dem etwas zu werden beginnt, ist es für mich
sinnvoll, weiter an meiner Offenheit, für Ahnungen empfänglich zu werden und zu
arbeiten. Es deucht/dünkt mich und es ahnt/schwant mir, dass das Bemühen, um eine spirituelle Lebenspraxis, mich dabei
unterstützt.
Vorschau 3.7.2015 Jürgen Staas
Transparenz
Die Anregung zum Thema geht zurück auf einen "Zeit"-Artikel von 2012, der sich kritisch mit der globalen Forderung nach Transparenz auseinandersetzt. Problematisch ist das Verhältnis von Vertrauen und Transparenz. Maximale Tranparenz würde Vertrauen zerstören, unmöglich machen, mit entsprechenden Folgen für menschliche Beziehungen. - Vertrauen spielt auch eine wesentliche Rolle im religiösen Glauben. Was verstehen wir unter "Gottvertrauen"? Man lese dazu Psalm 139. - Transparenz ist auch ein psychologisches Problem. Wie weit durchschauen wir andere Menschen oder auch uns selbst? Wieviel bleibt im Unbewussten verborgen? - Transparenz ist auch ein soziales oder politisches Problem: aktuell sind die Ausspähungen durch Geheimdienste. Was soll ihnen erlaubt oder verboten sein? Berührt von der Frage sind auch Amtsgeheimnisse von Pastoren, Rechtsanwälten, Ärzten, Bankangestellten. Müssen Ärzte und Geistliche Geheimnisse preisgeben, wenn Gefahr droht? (s. Depressiver Pilot). Das Thema bietet reichlich Diskussionsstoff.