Nachlese 8.5.2015 Christian Brehmer
In unserer
Philrunde geht es, neben der persönlichen Begegnung und des Austausches, um das
was die Philosophie ausmacht, die Suche nach der Sophia, nach der Weisheit (die
weibliche Variante des Logos.) Keiner hat diese Suche wohl vortrefflicher
verkörpert als Sokrates, der Mitbegründer der abendländischen Philosophie. Er
hat nach fast 2500 Jahren das
Künstlerpaar Roswitha und Dieter Pentzek aus Melle dazu inspiriert, seine
Erkenntnisse in einer Performance mit Tanz, Text und Musik anschaulich zu
vermitteln. „Sokrates macht Musik“ so der Titel.
Der Titel
macht stutzig, denn wir halten Sokrates für einen Intellektuellen (in
Wirklichkeit war er viel mehr). Die Philosophie war ihm die „vortrefflichste
Musik“. Doch nach dem Todesurteil und aufgrund eines Traumes fragte er sich, ob
er sich nicht besser mit „gewöhnlicher Musik“ beschäftigen sollte. Vielleicht
könnte er damit die Herzen der Menschen und vor allem die seiner Richter besser
erreichen.
Aber was
wollte Sokrates vermitteln? Nichts anderes als die Treue zum Logos (der
männlichen Variante der Sophia), an dem sich Sokrates im Leben wie im Sterben
orientiert hat: „Nicht nur in diesem Augenblick, sondern mein ganzes Leben
halte ich es so, dass ich nichts anderem gehorche als dem Logos….“ (Kriton
46b-47a) Der Logos ist die göttliche Vernunft, die in der Stille der Gedanken,
im „wissenden Nichtwissen“ zugänglich wird. (Genau das versuchen wir in der
Meditation zu Beginn unserer Philrunde). Der Logos ist in der Tiefe unserer
Seele anwesend. Er ist unsere Seele.
Es entstand in
unserer Runde eine lebendige Diskussion um den Begriff der Seele, von der
Hirnforschung bis zur Anthroposophie….
Roswitha hat
aus dem Mitschnitt der Performance ein DVD-Film gestaltet. Er wird im Herbst im
Pentzek-Altelier gezeigt. (Info.: Tel.
05422/44170)
Vorschau 5. Juni 2015: Angela
Muselmann-Bruhn
Gerne möchte ich Euch zu
einer Dialogrunde zum Begriff der AHNUNG in der Philosophie einladen.
Die Anregung sich mit diesem
Begriff auseinander zu setzen, verdanke ich der Masterarbeit eines jungen
Fotographen Simon Sola Holischka, in die ich, mit Begeisterung, Einblick nehmen
durfte.
Die Annäherung an den Begriff
der Ahnung lässt uns überlegen, ob die Philosophie ein Tor zur Mystik sein
kann, oder ob die Mystik den Tod der Philosophie bedeutet, wie Emanuel Kant
einer solchen Gefühlsphilosophie eine klare Absage erteilte.
Der Realist wird sich die
Frage stellen, ob die Ahnung die Schnittstelle zwischen Intellekt und Gefühl
darstellt, während der Suchende, integral Interessierte sich fragen wird, ob
der Ahnungsbegriff nicht der Berührungspunkt von rationalen und irrationalen
Aspekten der menschlichen Wahrnehmung darstellt. Also einen Übergang vom
Ergriffen werden zum Begreifen, also eine Bewusstseinsschwelle, die wie in der
Biologie, wie eine Membran, einerseits trennt andererseits verbindet.
Ich möchte gerne auch die
Struktur des gemeinsamen Forscherabends einwenig vorgeben:
1)
Zur Einleitung
möchte ich direkt mit dem Begriff der Ahnung starten und zu der Etymologie
etwas sagen.
2)
Im Anschluss
möchte ich Christian bitten, in gewohnter Weise uns in die Stille zu führen.
3)
In der
anschließenden Eröffnungs-bzw.Vorstellungsrunde ist jeder eingeladen,
Themenzentriert zum Begriff der Ahnung, uns mit zuteilen, was ihn persönlich zu
diesen Begriff einfällt und woran er die ganze Gruppe teilhaben lassen möchte.
4)
Anschließend
möchte ich zum allgemeinen Sprachgebrauch des Wortes Ahnung etwas vortragen.
Danach
stelle ich mir folgende Vorgehensweise vor:
Abwechselnd:
- Drei
vier Wortmeldungen, für diejenigen, die gerade einen Impuls dazu verspüren.
- Nach
einigen Beiträgen, möchte ich dann, je nach Zeit , die ein oder andere Perspektive
einzelner Philosophen z.B von Wolfgang Hogrebe, J.C.Hennings, Kant, Jacobi u.a.
durch
kurze Sätze einwerfen und jeweils nach einer Betrachtungsweise wieder
1) -
drei oder mehr
Wortmeldungen Raum geben
2) -
um dann wieder
eine weitere Aussage in die Runde zu geben.
3) -
Die Zeit im Auge
behaltend , würde ich einer persönlichen Abschluss/Ergebnisrunde den Vorzug
geben, gegenüber der Aufzählung berühmter Philosophen.
Ich
freue mich, wenn ihr Neugier und Freude für das Experiment, mit dem Begriff
AHNUNG forschend um zu gehen, mitbringt.