Samstag, 26. Dezember 2015



Nachlese  4.12.2015                   Christian Brehmer
Shri Aurobindo – Visionär des Zukunftsmenschen

                                                                                               (c) Frank Mühlhäuser
Obiges Bild war eines der ersten Illustrationen unserer PP Präsentation.  Diejenigen, die nicht dabei waren, sind eingeladen, sich es genau anzuschauen, bevor sie weiterlesen. Was will das Bild uns vermitteln?? ?                                                                                                                  

Es illustriert einen Schlüsselbegriff in der Philosophie Aurobindos: Herabkunft. Im Zustand der reinen SELBSTbezogenheit, der gedanklichen Stille, öffnen wir uns der Herabkunft des „Supramentalen“. In christlicher Terminologie der Gnade. Sie ist ein sine qua non der Transformation des Menschen. Denn das begrenzte Bewusstsein des Gegenwartsmenschen kann die Probleme nicht lösen. Lesen wir noch einmal unsere Vorschau zum 4.12. !

Herabkunft ist nicht nur eine Vision. In unserer Entspannungsreise zu Beginn unserer Runde sind immer einige, die eine Gedankenstille - Erfahrung haben – einem angenehmen Energieschub mit einer Frische des Geistes. Dieser zarte Bewusstseinsshift, so hörten und sahen wir weiter, ist auch wissenschaftlich bestätigt. Denn in diesem Moment zeigen z.B. die EEG-Ableitungen von unterschiedlichen Stellen des Gehirns die gleiche Amplitude, während die Ableitungen im Normalzustand eher ungeordnet sind.   –  Dieser Befund und andere mit Dias veranschaulichte Informationen über Shri Aurobindo und Auroville ergaben reichlich Stoff für die anschließende Diskussion. 

Vorschau 8.1.2016                          Jürgen Staas

Gewalt und Religion kein Zwillingspaar ! / ?
(Ausrufungs- oder Fragezeichen?)

Anlass zur Wahl des Themas für unseren Kreis war der Bericht im MK vom 04.12.15 über eine Podiumsdiskussion der NOZ über "Zuwanderung und Zusammenleben", schon länger geplant, und nunmehr aktualisiert durch die Terroranschläge in Frankreich. Die Standpunkte waren so verschieden wie die Diskutanten es erwarten ließen. Die Vertreter des Islam (Aiman Mayzek) und der katholischen Kirche (Generalvikar Theo Paul) sind eher geneigt, den Zusammenhang herunterzuspielen oder zu leugnen. Der lutherische Landesbischof Meister verwies auf die geschichtliche Entwicklung und gestand damit zu, dass es zumindest in Antike u. Mittelalter religiös motivierte Gewalt gegeben hat und dass das Christentum einen schmerzhaften Aufklärungsprozess durchgemacht hat. Deutliche Gegenpostition vertrat Michael Schmidt-Salomon (Atheist und Vertreter der Giordano-Bruno-Stiftung): es müsse Werte geben, die jenseits der Religion gültig sind. "Wir sollten alles tun, um säkulares Denken zu fördern." - Der jüdische Vertreter möchte defensive und aggressive Gewalt unterscheiden. - Unklar oder fragwürdig blieb die Auffassung eines Humanwissenschaftlers, der jeden Zusammenhang zwischen einem Gefühl der Bedrohung und der christlichen Haltung leugnete. - Insgesamt lässt sich festhalten, dass wie erwartet die Antwort auf die thematische Frage bei den Vertretern der Religionen oder Konfessionen vom Grad der Identifikation abhängt, andererseits vom Standpunkt einer säkularen Aufklärung, die für sich das Recht beansprucht, eine Religion von außen her kritisch zu beurteilen und der Religion übergeordnete Wertmaßstäbe anzulegen. -
Objektiv darf wohl festgestellt werden, dass das aktuelle Gewaltproblem in Gestalt des Terrorismus im Kulturraum des Islam angesiedelt ist. Es ist zu einfach und wenig hilfreich, den Zusammenhang zu leugnen. Interessant ist, dass gerade Abtrünnige u. kritische Insider den Kontext durchaus zugestehen. Man lese Artikel und Bücher von Hamed Abdel-Samad, Hirsi Ali, Nekla Kelec etc. Den paradoxen Beweis liefern Morddrohungen gegen diese Kritiker und um Reformen bemühte Hochschullehrer, die islamische Religionslehrer ausbilden sollen. - Ein grundsätzliches Problem ist offensichtlich in der Ambivalenz des Islam selbst angelegt. Ein Schriftsteller bringt es auf den Punkt: "Mohammed war nicht nur ein Prophet, sondern auch ein Soldat. Er war ein Christus und ein Caesar."

Leserbrief:

Montag, 23. November 2015



 Nachlese 13.11.2015             Angela Muselmann-Bruhn

Ziele des Selbsterfahrungsprozesses der Philosophenrunde                           waren, die Anwendung praxisbezogener Werkzeuge zum Erlernen einer authentischen Kommunikation und Weiterentwicklung in einer Gruppe.
Die Grundlage für dieses Lernangebot ist meine Erfahrung, dass das Aufdecken der gewohnheitsmäßigen Benutzung von unbewussten Sprachmustern, es uns ermöglicht, die Aktualität unserer inneren Haltung zu überprüfen und den Weg frei zum Umlernen und zur persönlichen und kollektiven Weiterentwicklung macht.
Für den Selbsterfahrungsprozess zur eigenen Sprachkultur, eröffnete ich einen Beziehungsraum, in dem jeder Teilnehmer sich selbst beobachten konnte :
1)   wie  nehme ich mich selbst wahr während ich mich mitteile,
2)   wie höre ich dem Anderen zu, und was macht das mit mir,
3)    in wie weit ist es mir möglich mich auf eine unbekannte Führungsstruktur ein zu lassen.
Die Beobachtung begleitende Frage hieß : Welche Körperempfindungen, welche Gefühle und welche Gedanken kommen in mir hoch, wenn ich anderen zuhöre und wie erlebe ich mich selbst, wenn ich spreche. Gleichzeitig erforderte es eine wache Aufmerksamkeit für den Gesprächsverlauf, der sich aus den einzelnen Beiträgen heraus entwickelte.
Die Voraussetzungen, die die Teilnehmer dazu brauchen sind: Mut zum Ungewohnten, eine andauernde, selbstbeobachtende Haltung und eine Offenheit für das aktuelle sich aus den Beiträgen der einzelnen Mitgliedern ergebende Geschehen und die Eigenverantwortlichkeit für das, was und wie und wann ich, in welcher Form einen Beitrag ins Gruppengeschehen einbringe.
Das Gelingen des Austausches der auftauchenden Informationen ist abhängig von den Beträgen, die der einzelne Teilnehmer in die Runde einbringt und somit ist das Ergebnis der Selbsterfahrung ein individuelles, nicht durch eine andere Person vorherbestimmtes Lernziel.
In Abhängigkeit von den eigenen Möglichkeiten sich einzubringen und auf Gesagtes beziehen zu können, wird die eigene Toleranzgrenze erfahrbar, wenn wir u.a. merken, dass wir an unseren Selbstidentifikationen festhalten. Die Aussage z.B. „Ich bin ein Kritiker“
lässt einerseits eine wertvolle Fähigkeit zum prüfenden Denken erkennen und gleichzeitig eine Selbstbeschränkung, immer kritisch als festgelegte Eigenschaft sein zu müssen. Die Freiheit zu wählen wird durch diese Selbstüberzeugung eingeschränkt. Eingeschränkt wird die Freiheit in jedem Augenblick immer wieder neu zu entscheiden, in welchen Zusammenhängen kritisches Denken sinnvoll sein kann und in welchen Bedingungsfeldern eine intuitive Antwort wirkungsvoller sein kann.
Für einen nachhaltigen Kulturwandel, der von uns die Fähigkeit zur Partizipation erfordert, bedarf es meiner Meinung nach, eine tiefgreifende Veränderung der bisherigen Denkweisen und Führungsstile, für die Gelegenheit geschaffen werden muss, um sie vorbereitend einzu- üben. Dieser Abend stellte eine solche Gelegenheit des Erfahrungslernens zum eigenen Kommunikationsverhalten dar.
Die Herausforderungen der Zukunft fordern uns zum Umdenken auf, zu mehr Übernahme an Verantwortung und zur Mitgestaltung des interkulturellen und interreligiösen Zusammenlebens.
Nach der Auswertung der Feedbackbögen durch Christian ergab sich, dass die Mehrheit der Teilnehmer für das Jahr 2016 den gewohnten Ablauf des Abends bevorzugen.

 





Vorschau  4.12.2015             Christian Brehmer
Shri Aurobindo – Visionär  des Zukunftsmenschen    
eine Power-Point Präsentation
Er ist einer der Leuchttürme der Menschheit, der Inder Shri Aurobindo (1872-1950), manchem noch unbekannt, aber von zunehmender Aktualität. Denn er verweist auf den einzigen befreienden Weg aus der Gegenwartskrise der Menschheit. Ist doch diese Krise nichts anderes als das Spiegelbild unseres gegenwärtigen Bewusstseins.
Unsere Mentalität ist geprägt von Gefühlen und vom Verstand, und beide stehen wackeligen Füßen. Es gibt es nichts, an dem wir uns verbindlich orientieren können. Die Gefühle sind schwankend, der Verstand – oft im Dienste der Gefühle – ist begrenzt. Der Verstand kann nur linear denken, Schritt für Schritt. Die Wirklichkeit jedoch ist eine Ganzheit, alles ist mit allem verbunden. Da sind Fehler und Irrtümer unvermeidlich.
Shri Aurobindo sieht in dieser begrenzten Mentalität eine Übergangsphase zu einem kommenden „supramentalen“ Bewusstseinszustand, in dem die Erkenntnis mit der Wirklichkeit übereinstimmt und wir angemessen handeln. Während das traditionelle Yoga Indiens wie auch die meisten Religionen bemüht sind, die Welt zu überwinden und dem Menschen einen Weg ins  Jenseits aufzuzeigen, ist es das Ziel des „integralen Yoga“ von Shri Aurobindo dieses Jenseits in die Welt zu bringen. Der supramentale Mensch erlebt sich als Teil der Schöpfung. Dem Mitmenschen oder der Natur Leid zu zufügen, wäre sich selbst verletzen.
„An ihren Früchten sollt ihr sie erkennen“. Die Vision Shri Aurobindos hat bereits eine erste Gestalt angenommen: Auroville, die Stadt des Zukunftsmenschen – ökosoziales Zusammenleben auf spiritueller Basis. Darüber hatten wir bereits in einem Power-Point Vortrag im Frühjahr dieses Jahres gehört. Diesmal geht es mehr um die Philosophie Aurobindos und um den Weg ins „Supramentale“.