Nachlese 14. 11. 2014 Christian Brehmer
Wir hatten OstR a.D. Waltram Landman aus Braunschweig als Gastreferent. Aus seiner markanten Vorschau wussten wir bereits was uns uns erwartete. "Wie wirklich ist unsere Wirklichkeit" war die Ausgangsfrage. Diese Frage ist von fundamentaler Bedeutung. Alle Misere zwischenmenschlicher und kollektiver Art ist auf mangelnder Hinterfragung unserer Wirklichkeit zurückzuführen; sie beruht auf mangelnder Selbstreflexion und damit Annäherung an den Sachverhalt. Wir vergessen allzuschnell, dass wir alles durch die Brille unserer Subjektivität sehen und beurteilen, eine Subjektivität die - ohne dass wir das wissen - darüber hinaus weitgehend fremdbestimmt ist. Und da muss es zwangsläufig zu Missverständnissen kommen, bis hin zu Kriegen.
Aus diesem Dilemma erwuchs der Wunsch nach Objektivität mithilfe der naturwissenschaflichen Methode. Und diese Methode hat sich im Rahmen ihrer Grenzen als äußerst wirksam erwiesen. Wir verdanken ihr u.a. unseren materiellen Wohlstand. Sie hat aber auch zur Belastung der Umwelt geführt, die inzwischen nicht mehr im Verhältnis zu ihrem Nutzen steht. Ferner werden häufig manipulierte naturwissenschaftliche "Erkenntnisse" von den Medien, der Politik und der Hochfinanz herangezogen, um ihre Interessen durchzusetzten.
Der Mensch aber mit seiner Sehnsucht nach Harmonie und Geborgenheit bleibt meist auf der Strecke. Schon keimt eine neue "Biophilie" auf, eine Liebe zur Natur. Und schon entdecken viele Menschen ihre innere Kraft, ihre Freiheit und ihr Urteilsvermögen durch SELBSTerfahrung - was wir auch nachvollziehen können durch die Enspannungsreise zur SOPHIA zu Beginn unserer Philrunde. Waltram: "Philosophie kann Entwicklungshelfer sein, quasi Hebamme für ein erweitertes Beswusstsein".
Vorschau 5.12.2014 Klemens J.P. Speer
Gibt es einen gemeinsamen "Urgrund" in den spirituellen
Übungswegen der Weltreligionen?
- Übungswege im Spannungsbogen zwischen Ost und West
Gibt es bei allen Unterschieden in den Übungswegen der großen
Weltreligionen Gemeinsamkeiten? Oder sind Buddhismus, Daosimus,
Hinduismus, Judentum, Christentum und Islam so unterschiedlich,
dass sie nicht unter einen Hut zu bringen sind. Ist es daher
unvermeidbar, dass Konflikte zwischen den großen Weltreligionen
entstehen?
Tiefe mystische Erfahrungen der großen Meister der
unterschiedlichsten Traditionen zeugen jedoch von einer tiefen
inneren Erfahrungsebene in der alles Eins ist. Aus der
Interpretation dieser Erfahrungen sind Philosophie und Religion
erst entstanden, weil diese Erlebnisse in Worten, Bildern und
Gleichnissen (in den heiligen Schriften der Weltreligionen)
gedeutet, wieder- und weitergegeben wurden.
Was kann es für uns und für den Frieden in der Welt bedeuten,
wenn wir uns auf den Weg machen zu dieser Erfahrungsebene? Kann
ich so in der Tiefe den Sinn meines Daseins erfassen und mein
Leben in Freude und Liebe zur Mit- und Umwelt leben und so die
Welt ein Stück weit mitgestalten?
Klemens J.P. Speer
Lehrer und Ausbilder für T’ai Chi Ch’uan und Meditation seit
1989. Übungsleiter für Zen und Kontemplation seit 1995, Dipl.
Betriebswirt und Dipl. Ingenieur. Das stille Sitzen aus
verschiedenen Traditionen und im Za-Zen begleitet mein Leben,
neben der bewegten Meditation, seit 1982.
Die Philosophen-Runde Melle ist ein Freundeskreis von Menschen, die über den Tellerrand des Alltags hinaus schauen und sich Gedanken machen über den Zustand der Welt und den Sinn des Lebens. Jede(r) ist willkommen. Vorwissen ist nicht erforderlich. Wir treffen uns einmal im Monat. Ort und Termin bitte erfragen: T. 05422/2635 Näheres auf der Seite "Über uns".
Freitag, 28. November 2014
Freitag, 31. Oktober 2014
Nachlese 3. 10. 2014 Christian Brehmer
Es war eine schöne
Philrunde. Gutbesucht, spannendes Thema,
lebendige Diskussion, die Dispute hielten sich in Grenzen. Das Thema „Seele“ berührt uns alle, die wir
auf der Suche sind und uns nicht vereinnahmen lassen von der
Alltagsbewältigung. Die Behauptung, dass wir in der Entspannungsreise unsere
Seele erfahren können, ist provozierend. Hat doch der Chris immer gesagt, dass
wenn wir uns tief entspannen und die Gedanken evtl. abklingen, die eintretende
STILLE die Erfahrung der SOPHIA, der reinen Weisheit ist. Sie erschließt sich
letzten Endes nur der Hingabe, der Philia (Liebe) zur SOPHIA, das was die
Philo-sophen beflügelt. Und nun heißt es, die SOPHIA ist – individualisiert –
zugleich auch unsere Seele. Das fügt sich mit der Aussage von Hamid „Die Seele
ist eine wissende Substanz“.
Das fügt sich auch mit
der der indischen Philosophie wie unser Referent, Peter Bayreuther, dargelegt
hat. Sie geht sogar noch einen Schritt weiter: Atman (die Seele) ist Brahman
(Gott). Und Gott ist allwissend. Also können wir teilhaben an seiner
Allwissenheit. Aus dieser Teilhabe, aus
diesem Wissen heraus, werden wir uns der Schöpfung und dem Mitmenschen
gegenüber „richtig“ verhalten. „Die vedische (indische) Sichtweise löst alle
Probleme“, so Peter.
Zu dieser Sichtweise
können wir aufsteigen. Vielleicht ist da die Kunst behilflich. Uns wurde von
der Besteigung des Mont Ventoux von Francesco Petrarca berichtet, nachvollzogen
von dem Meller Künstlerehepaar Dieter und Roswitha Pentzek: Auf der Suche nach einer „neuen Wirklichkeit
in Bildern und Klängen“.
Auch Rudolf Steiners
Begriff der Seele wurde eingebracht. Er unterscheidet eine Empfindungs-, eine
Verstandes-, und eine Bewusstseinsseele. Die Bewusstseinsseele die Seele in der
Seele. Sie ruht in sich selbst. Ist also reines Bewusstsein, ist die STILLE,
ist die SOPHIA in unserer Begrifflichkeit.
Es ist klärend sich mit
dem Begriff der Seele zu befassen. Befreiend aber ist allein die Verwirklichung
der Seele: „Seid still und erkennet, dass ich GOTT bin.“ (Psalm 46, 11)
Ergänzender Beitrag aus dem "Buch der Kenntnisse"
Ayse Önel- Naundorf
Im Faszikel Nr. 44/ S. 748 steht zu "Seele" und "Seelische Energie"
folgendes:
" Die Seele ist ein neutrales Potential. Sie bedarf keiner
Evolution. Sie ist unsere Leben Kraft.
Falls jedoch die Grobe Materie Ganzheit durch die Evolutionen , die
sie gemacht hat, Bewusstheit erlangt, kann sie ihre Schicht Kräfte, die in ihrem
neutralen Potential sind, erreichen.
Jede Grobe Materie hat einen Energie Kanal, der an diesem Potential
angeschlossen ist. Das ist ein Unveränderlicher Kanal.
Das heißt, die Seelische Energie eines jeden gehört, an seiner
eigenen Bewusstheit Energie angeschlossen, lediglich ihm. Das
ist euer Leben Kraft Potential.
Indem sich die Zellulare Form in der Groben Materie mit seiner
Energie vervollständigt, wird sie durch Vermittlung dieses Kanals ein
Ganzes.
Und ein Mensch, dem es gelingen konnte, auf seine Wahre Seelische
Energie Anspruch geltend zu machen, ist nunmehr Unsterblich. "
Ayse:
Ich weiß, die Formulierungen sind recht sachlich und technisch und
so auch für einige Leser befremdlich; aber so ist das Buch halt; es erklärt uns
diese und andere Mechanismen und die Funktionsweisen in einer neutralen Art und Weise.
Vorschau 14.11.22014
"Wie wirklich ist die Wirklichkeit ?" Waltram Maxemilian Landman
Wirklichkeit und Wissenschaft in gegenseitiger Durchdringung, Wandel hin zu einem erweiterten Bewusstsein.
"Die Schönheit" - bzw. allgemeiner gefasst: die Wirklichkeit -
"liegt im Auge des Betrachters" oder bei Problemsituationen: "Schlaf erst einmal eine Nacht drüber, dann
sieht die Welt schon ganz anders aus." Solcherlei Einsichten und
Empfehlungen sind zwar gemeinhin bekannt, doch überblicken wir zumeist
nicht deren ganze Tragweite.
Private wie gesellschaftliche Rahmenbedingungen, konkrete wie diffuse
Ängste, Befürchtungen oder Prognosen und Hoffnungen und nicht zuletzt
Stimmungsschwankungen lassen uns die Welt immer wiederanders sehen und erleben.
Dieser Beliebigkeit in der situationsabhängigen subjektiven
Betrachtungsweise zu entkommen, hat der Wissenschaft Flügel verliehen.
Die Wirklichkeit in ihrer unendlichen Vielfalt zu ergründen, hat im Laufe
der Geschichte der Wissenschaft den analytischen Geist angetrieben,
immer weitergehende Gesetzmäßigkeiten und Zusammenhänge aufzudecken. Das
in dieser Weise wissenschaftlich geprägte Filtrat der Wirklichkeit (s.
H.-P.Dürr: "Das Netz des Physikers") hat inzwischen - auch durch das World Wide
Web - die Wahrnehmungs- und Denkungsart großer Teile der Menschheit, eben
auch der wissenschaftlich unbedarften, maßgeblich beeinflusst.
Der objektivierte Blick auf die Welt durch die Wissenschaft versprach und
verspricht (für die Unverbesserlichen immer noch) Freiheit, Gerechtigkeit
und Frieden.
Doch weiten Kreisen der Gesellschaft auf allen Kontinenten ist längst mehr
oder weniger bewusst, dass die Wissenschaft in ihrer angewandten Form dies
längst nicht mehr gewährleistet, sondern ins Gegenteil pervertiert
ist: Ausbeutung von Mensch und Natur und eine bzgl. Vielfalt verarmende Welt
voranzutreiben.
Rückbesinnung auf die nicht objektivierbaren Anteile unserer
Wirklichkeitserfahrung ist längst im Aufwind, wie Trainingsprogramme
und Methoden zur Belebung des auf Synthese, Ganzheit und Symbiose
ausgerichteten anderen Funktionsmodus unseres Geistes zeigen.
Der Trend zur Wiederverzauberung der Welt findet sich in großer
Vielfalt bereits seit Jahren in Film und Literatur, so z.B. bei Harry Potter.
Es ist absehbar, dass bei immer mehr Menschen sich Auge, Geist und
Herz für derartige Erfahrungen öffnen, wodurch Empathie und Verbundenheit mit Mensch und Natur ebenfalls
befördert werden.
Seher und Futurologen haben diese Entwicklung längst vorausgesehen, ob
Peter Russell in seiner "Erwachenden Erde" oder Jean Gebser, Sri
Aurobindo, Ken Wilber u.a.
Philosophie i.e.S. kann dabei Entwicklungshelfer sein, quasi als Hebamme
für ein erweitertes Bewusstsein.
Freitag, 19. September 2014
Nachlese 5.9.
Christian
Brehmer
Unsere Philrunde war gut besucht. Kim Lühmann,
Vorsitzende des „Forums für integrale Spiritualität und Lebensgestaltung“,
Osnabrück, hat ein engagiertes und gut verständliches Einführungsreferat über
die Integrale Philosophie gehalten.
Schautafeln haben den Nachvollzug erleichtert. Die anschließende Diskussion war lebendig, mitunter auch emotional.
Die Integrale Philosophie (Ken Wilber) unterstützt uns
auf dem Wege zur Ganzheit, sie unterstützt uns zu werden, der wir im Grunde
unserer Natur sind. Anhand eines Orientierungsrasters können wir z.B. unseren gegenwärtigen
Entwicklungsstand einordnen, uns
Defizite bewusst machen, sie aufarbeiten und integrieren:
Entwicklungsstufen, kollektiv (Clare Graves, „GOTT 9.0“) und individuell (etwa im
7-Jahresrhythmus) vermitteln eine Orientierung.
Entwicklungslinien gewähren Einblick in Lebensbereiche, in denen wir uns evtl.
unterschiedlich entwickelt haben.
Quadranten dienen als Raster, mit dem wir individuelle
Orientierungs-Schwerpunkte abgleichen können.
Zustände
vermitteln Überblick über Bewusstseinsmodi und einen Ausblick auf das Ziel der
Entwicklung: ein Leben in der „Non-Dualität“, der Nichtzweiheit. Erst dann sind
wir „ganz“.
Die integrale Theorie, so die Referentin, dient der
Eigen- und Fremdbewertung. So können wir verständnisvoller mit uns selbst und
mit unseren Mitmenschen umgehen. Gemäß unseres Bewusstseins, unserer Wachheit, kommt
das Orientierungsraster zum Tragen. Und es ist ein echter Gewinn sich damit
auseinander zu setzen! Kim:
„Bewusstseinsschulung beginnt bei mir selbst!“
Was zu kurz kam in Referat und Diskussion, war die
Auseinandersetzung mit dem Ziel der Bewusstseinsentwicklung: die Integration
des reinen Bewusstseins (in unserem Kontext der SOPHIA) in den Alltag, der
eigentliche Kern der Integralen Philosophie: Gelebte Non-Dualität – ein Leben in Ganzheit, in der Einheit mit mir
selbst und meiner Umwelt. Nennen wir es Erwachen oder„Erleuchtung“. - Spannend!!!
Vorschau: Die Seele in der indischen Philosophie Peter Bayreuther
Laut der Yogaphilosophie sind wir die Seele.
Aham Brahmasmi: „ich bin ein spirituelles Wesen“ ist die
Grundthese.
Im Westen spricht man ja dagegen davon, dass wir eine Seele (Psyche)
haben.
Wir haben die gleichen Eigenschaften wie Gott, nämlich
Sat (ewiges Sein),
Chid (ewiges Bewusstsein),
Ananda (ewige Freude).
Gott (Krishna) hat aber eine andere Quantität, nämlich
unermesslich groß.
Wir als Seele sind unermesslich klein (Quantität), aber
göttliche Wesen (Qualität).
Wir sind zugleich eins mit Gott und ewig individuell: Gott
ist die Sonne und wir sind die einzelnen Sonnenstrahlen.
Diese Auffassung ist eigentlich recht ähnlich mit der
christlichen, („wir sind Gottes Kinder“) Gott ist ein absolutes Individuum und
auch jede Seele ist ein göttliches, absolutes Individuum.
Das besondere in der indischen Auffasssung ist die Reinkarnation. Wir verkörpern uns immer wieder hier auf der Erde, bis wir die Befreiung erlangen und für immer in Gottes Reich leben können.
Dieses ist die Bhakti-Strömung (Liebe zu Gott), besonders
vertreten durch Shri Chaitanya um 15OO.
Es gibt auch noch die Jnana-Richtung (philosophisches
Forschen), begründet durch Shankara um 800 und aktualisiert durch Shri Aurobindo
(1872 – 1950).
C.Brehmer: Der Integrale Yoga von
Shri Aurobindo geht weitgehend konform mit
dem Kern der Integralen Philosophie nach Ken Wilber: Ziel der
menschlichen Evolution ist die Verwirklichung des non-dualen Bewusstseins, der
verwirklichten Seele im Alltag – ein
Leben aus der Einheit als Grundlage zur Erneuerung unserer globalisierten Welt.
Auroville, die Stadt des Zukunftsmenschen, versteht sich als ein Modellprojekt.
Seele in der Sicht der Kunst Dieter Pentzek
„Seele“ kommt wohl von „See“, von dem
Wasser, auf dem unsere gotischen Vorfahren ihre toten Angehörigen rituell in
Flammen aufgehen ließen. Daher scheint auch der religiöse Gedanke eines
Auffahrens von Seele gen Himmel zu stammen.
Nicht
nur Religion, auch die Kunst hat manchmal diesen Gedanken – z.B. bei Roswitha
und Dieter. Nach einer Pilgerfahrt auf dem Kriegsfluss Düna ließen wir 2006
unsere Malereien vor einem ehemaligen KZ-Gelände bei Riga in Flammen aufgehen.
Deren Seele kam aus der Kunst der Renaissance – der Hoffnung auf einen „Neuen
Menschen“.
Abonnieren
Posts (Atom)