Freitag, 28. November 2014

Nachlese 14. 11. 2014                            Christian Brehmer

Wir hatten OstR a.D. Waltram Landman aus Braunschweig als Gastreferent. Aus seiner markanten Vorschau wussten wir bereits was  uns uns erwartete. "Wie wirklich ist unsere Wirklichkeit" war die Ausgangsfrage. Diese Frage ist von fundamentaler Bedeutung. Alle Misere zwischenmenschlicher und kollektiver Art ist auf mangelnder Hinterfragung unserer Wirklichkeit zurückzuführen;  sie beruht auf mangelnder Selbstreflexion und damit Annäherung an den Sachverhalt. Wir vergessen allzuschnell, dass wir alles durch die Brille unserer Subjektivität sehen und beurteilen, eine Subjektivität die - ohne dass wir das wissen - darüber hinaus weitgehend fremdbestimmt ist.  Und da muss es zwangsläufig zu Missverständnissen kommen, bis hin zu Kriegen.
    Aus diesem Dilemma erwuchs der Wunsch nach Objektivität mithilfe der naturwissenschaflichen Methode. Und diese Methode hat sich im Rahmen ihrer Grenzen als äußerst wirksam erwiesen. Wir verdanken ihr u.a. unseren materiellen Wohlstand. Sie hat aber auch zur Belastung der Umwelt geführt, die inzwischen nicht mehr im Verhältnis zu ihrem Nutzen steht. Ferner werden häufig manipulierte naturwissenschaftliche "Erkenntnisse"  von den Medien, der Politik und der Hochfinanz herangezogen, um ihre Interessen  durchzusetzten.
    Der Mensch aber mit seiner Sehnsucht nach Harmonie und Geborgenheit bleibt meist auf der Strecke. Schon keimt eine neue "Biophilie" auf, eine Liebe zur Natur.  Und schon entdecken viele Menschen ihre innere Kraft, ihre Freiheit und ihr Urteilsvermögen durch SELBSTerfahrung - was wir auch  nachvollziehen können durch die Enspannungsreise zur SOPHIA  zu Beginn unserer Philrunde. Waltram: "Philosophie kann Entwicklungshelfer sein, quasi Hebamme für ein erweitertes Beswusstsein". 

Vorschau 5.12.2014                             Klemens J.P. Speer
  
Gibt es einen gemeinsamen "Urgrund" in den spirituellen Übungswegen der Weltreligionen?
- Übungswege im Spannungsbogen zwischen Ost und West

Gibt es bei allen Unterschieden in den Übungswegen der großen Weltreligionen Gemeinsamkeiten? Oder sind Buddhismus, Daosimus, Hinduismus, Judentum, Christentum und Islam so unterschiedlich, dass sie nicht unter einen Hut zu bringen sind. Ist es daher unvermeidbar, dass Konflikte zwischen den großen Weltreligionen entstehen?
Tiefe mystische Erfahrungen der großen Meister der unterschiedlichsten Traditionen zeugen jedoch von einer tiefen inneren Erfahrungsebene in der alles Eins ist. Aus der Interpretation dieser Erfahrungen sind Philosophie und Religion erst entstanden, weil diese Erlebnisse in Worten, Bildern und Gleichnissen (in den heiligen Schriften der Weltreligionen) gedeutet, wieder- und weitergegeben wurden.
Was kann es für uns und für den Frieden in der Welt bedeuten, wenn wir uns auf den Weg machen zu dieser Erfahrungsebene? Kann ich so in der Tiefe den Sinn meines Daseins erfassen und mein Leben in Freude und Liebe zur Mit- und Umwelt leben und so die Welt ein Stück weit mitgestalten?

Klemens J.P. Speer
Lehrer und Ausbilder für T’ai Chi Ch’uan und Meditation seit 1989. Übungsleiter für Zen und Kontemplation seit 1995, Dipl. Betriebswirt und Dipl. Ingenieur. Das stille Sitzen aus verschiedenen Traditionen und im Za-Zen begleitet mein Leben, neben der bewegten Meditation, seit 1982.




      

Freitag, 31. Oktober 2014



Nachlese  3. 10. 2014                                        Christian Brehmer         

Es war eine schöne Philrunde. Gutbesucht, spannendes Thema,  lebendige Diskussion, die Dispute hielten sich in Grenzen.  Das Thema „Seele“ berührt uns alle, die wir auf der Suche sind und uns nicht vereinnahmen lassen von der Alltagsbewältigung. Die Behauptung, dass wir in der Entspannungsreise   unsere Seele erfahren können, ist provozierend. Hat doch der Chris immer gesagt, dass wenn wir uns tief entspannen und die Gedanken evtl. abklingen, die eintretende STILLE die Erfahrung der SOPHIA, der reinen Weisheit ist. Sie erschließt sich letzten Endes nur der Hingabe, der Philia (Liebe) zur SOPHIA, das was die Philo-sophen beflügelt. Und nun heißt es, die SOPHIA ist – individualisiert – zugleich auch unsere Seele. Das fügt sich mit der Aussage von Hamid „Die Seele ist eine wissende Substanz“.
Das fügt sich auch mit der der indischen Philosophie wie unser Referent, Peter Bayreuther, dargelegt hat. Sie geht sogar noch einen Schritt weiter: Atman (die Seele) ist Brahman (Gott). Und Gott ist allwissend. Also können wir teilhaben an seiner Allwissenheit.  Aus dieser Teilhabe, aus diesem Wissen heraus, werden wir uns der Schöpfung und dem Mitmenschen gegenüber „richtig“ verhalten. „Die vedische (indische) Sichtweise löst alle Probleme“, so Peter. 
Zu dieser Sichtweise können wir aufsteigen. Vielleicht ist da die Kunst behilflich. Uns wurde von der Besteigung des Mont Ventoux von Francesco Petrarca berichtet, nachvollzogen von dem Meller Künstlerehepaar Dieter und Roswitha Pentzek:  Auf der Suche nach einer „neuen Wirklichkeit in Bildern und Klängen“.
Auch Rudolf Steiners Begriff der Seele wurde eingebracht. Er unterscheidet eine Empfindungs-, eine Verstandes-, und eine Bewusstseinsseele. Die Bewusstseinsseele die Seele in der Seele. Sie ruht in sich selbst. Ist also reines Bewusstsein, ist die STILLE, ist die SOPHIA in unserer Begrifflichkeit. 
Es ist klärend sich mit dem Begriff der Seele zu befassen. Befreiend aber ist allein die Verwirklichung der Seele: „Seid still und erkennet, dass ich GOTT bin.“ (Psalm 46, 11)


Ergänzender Beitrag aus dem "Buch der Kenntnisse" 
                                                                         Ayse Önel- Naundorf  
Im Faszikel Nr. 44/ S. 748 steht zu "Seele" und "Seelische Energie" folgendes:


" Die Seele ist ein neutrales Potential. Sie bedarf keiner Evolution. Sie ist unsere Leben Kraft.

Falls jedoch die Grobe Materie Ganzheit durch die Evolutionen , die sie gemacht hat, Bewusstheit erlangt, kann sie ihre Schicht Kräfte, die in ihrem neutralen Potential sind, erreichen.


Jede Grobe Materie hat einen Energie Kanal, der an diesem Potential angeschlossen ist. Das ist ein Unveränderlicher Kanal.


Das heißt, die Seelische Energie eines jeden gehört, an seiner eigenen Bewusstheit Energie angeschlossen, lediglich ihm. Das ist euer Leben Kraft Potential.


Indem sich die Zellulare Form in der Groben Materie mit seiner Energie vervollständigt, wird sie durch Vermittlung dieses Kanals ein Ganzes.


Und ein Mensch, dem es gelingen konnte, auf seine Wahre Seelische Energie Anspruch geltend zu machen, ist nunmehr Unsterblich. "

Ayse:

Ich weiß, die Formulierungen sind recht sachlich und technisch und so auch für einige Leser befremdlich; aber so ist das Buch halt; es erklärt uns diese und andere Mechanismen und die Funktionsweisen in einer neutralen Art und Weise.




Vorschau 14.11.22014
 
"Wie wirklich ist die Wirklichkeit ?"     Waltram Maxemilian Landman
Wirklichkeit und Wissenschaft in gegenseitiger Durchdringung, Wandel hin zu einem erweiterten Bewusstsein.

"Die Schönheit" - bzw. allgemeiner gefasst: die Wirklichkeit - "liegt im Auge des Betrachters" oder bei Problemsituationen: "Schlaf erst einmal eine Nacht drüber, dann sieht die Welt schon ganz anders aus." Solcherlei Einsichten und Empfehlungen sind zwar gemeinhin bekannt, doch überblicken wir zumeist nicht deren ganze Tragweite.
Private wie gesellschaftliche Rahmenbedingungen, konkrete wie diffuse Ängste, Befürchtungen oder Prognosen und Hoffnungen und nicht zuletzt Stimmungsschwankungen lassen uns die Welt immer wiederanders sehen und erleben.
Dieser Beliebigkeit in der situationsabhängigen subjektiven Betrachtungsweise zu entkommen, hat der Wissenschaft Flügel verliehen.
Die Wirklichkeit in ihrer unendlichen Vielfalt zu ergründen, hat im Laufe der Geschichte der Wissenschaft den analytischen Geist angetrieben, immer weitergehende Gesetzmäßigkeiten und Zusammenhänge aufzudecken. Das in dieser Weise wissenschaftlich geprägte Filtrat der Wirklichkeit (s. H.-P.Dürr: "Das Netz des Physikers") hat inzwischen - auch durch das World Wide Web -  die Wahrnehmungs- und Denkungsart großer Teile der Menschheit, eben auch der wissenschaftlich unbedarften, maßgeblich beeinflusst.
Der objektivierte Blick auf die Welt durch die Wissenschaft versprach und verspricht (für die Unverbesserlichen immer noch) Freiheit, Gerechtigkeit und Frieden.
Doch weiten Kreisen der Gesellschaft auf allen Kontinenten ist längst mehr oder weniger bewusst, dass die Wissenschaft in ihrer angewandten Form dies längst nicht mehr gewährleistet, sondern ins Gegenteil pervertiert ist: Ausbeutung von Mensch und Natur und eine bzgl. Vielfalt verarmende Welt voranzutreiben.

Rückbesinnung auf die nicht objektivierbaren Anteile unserer Wirklichkeitserfahrung ist längst im Aufwind, wie Trainingsprogramme und Methoden zur Belebung des auf Synthese, Ganzheit und Symbiose ausgerichteten anderen Funktionsmodus unseres Geistes zeigen. 
Der Trend zur Wiederverzauberung der Welt findet sich in großer Vielfalt bereits seit Jahren in Film und Literatur, so z.B. bei Harry Potter.
Es ist absehbar, dass bei immer mehr Menschen sich Auge, Geist und Herz für derartige Erfahrungen öffnen, wodurch Empathie und Verbundenheit mit Mensch und Natur ebenfalls befördert werden.  
Seher und Futurologen haben diese Entwicklung längst vorausgesehen, ob Peter Russell in seiner "Erwachenden Erde" oder Jean Gebser, Sri Aurobindo, Ken Wilber u.a.

Philosophie i.e.S. kann dabei Entwicklungshelfer sein, quasi als Hebamme für ein erweitertes Bewusstsein.


Freitag, 19. September 2014



Nachlese 5.9.                                                Christian Brehmer

Unsere Philrunde war gut besucht. Kim Lühmann, Vorsitzende des „Forums für integrale Spiritualität und Lebensgestaltung“, Osnabrück, hat ein engagiertes und gut verständliches Einführungsreferat über die Integrale Philosophie gehalten. Schautafeln haben den Nachvollzug erleichtert. Die anschließende Diskussion war lebendig, mitunter auch emotional.
Die Integrale Philosophie (Ken Wilber) unterstützt uns auf dem Wege zur Ganzheit, sie unterstützt uns zu werden, der wir im Grunde unserer Natur sind. Anhand eines Orientierungsrasters können  wir z.B. unseren gegenwärtigen Entwicklungsstand  einordnen, uns Defizite bewusst machen, sie aufarbeiten und integrieren:
Entwicklungsstufen, kollektiv (Clare Graves, „GOTT 9.0“) und individuell (etwa im 7-Jahresrhythmus) vermitteln eine Orientierung.
Entwicklungslinien gewähren Einblick in Lebensbereiche, in denen wir uns  evtl. unterschiedlich entwickelt haben.
Quadranten  dienen als Raster,  mit dem wir individuelle Orientierungs-Schwerpunkte abgleichen können.
Zustände vermitteln Überblick über Bewusstseinsmodi und einen Ausblick auf das Ziel der Entwicklung: ein Leben in der „Non-Dualität“, der Nichtzweiheit. Erst dann sind wir „ganz“.

Die integrale Theorie, so die Referentin, dient der Eigen- und Fremdbewertung. So können wir verständnisvoller mit uns selbst und mit unseren Mitmenschen umgehen. Gemäß unseres Bewusstseins, unserer Wachheit, kommt das Orientierungsraster zum Tragen. Und es ist ein echter Gewinn sich damit auseinander zu setzen!  Kim: „Bewusstseinsschulung beginnt bei mir selbst!“

Was zu kurz kam in Referat und Diskussion, war die Auseinandersetzung mit dem Ziel der Bewusstseinsentwicklung: die Integration des reinen Bewusstseins (in unserem Kontext der SOPHIA) in den Alltag, der eigentliche Kern der Integralen Philosophie: Gelebte Non-Dualität –  ein Leben in Ganzheit, in der Einheit mit mir selbst und meiner Umwelt. Nennen wir es Erwachen oder„Erleuchtung“. -   Spannend!!!   
 


Vorschau: Die Seele in der indischen Philosophie     Peter Bayreuther

Laut der Yogaphilosophie sind wir die Seele.
Aham Brahmasmi: „ich bin ein spirituelles Wesen“ ist die Grundthese.
Im Westen spricht man ja dagegen davon, dass wir eine Seele (Psyche) haben.

Wir haben die gleichen Eigenschaften wie Gott, nämlich
Sat (ewiges Sein),
Chid (ewiges Bewusstsein),
Ananda (ewige Freude).
Gott (Krishna) hat aber eine andere Quantität, nämlich unermesslich groß.
Wir als Seele sind unermesslich klein (Quantität), aber göttliche Wesen (Qualität).
Wir sind zugleich eins mit Gott und ewig individuell: Gott ist die Sonne und wir sind die einzelnen Sonnenstrahlen.

Diese Auffassung ist eigentlich recht ähnlich mit der christlichen, („wir sind Gottes Kinder“) Gott ist ein absolutes Individuum und auch jede Seele ist ein göttliches, absolutes Individuum.

Das besondere in der indischen Auffasssung ist die Reinkarnation. Wir verkörpern uns immer wieder hier auf der Erde, bis wir die Befreiung erlangen und für immer in Gottes Reich leben können.
Dieses ist die Bhakti-Strömung (Liebe zu Gott), besonders vertreten durch Shri Chaitanya um 15OO.

Es gibt auch noch die Jnana-Richtung (philosophisches Forschen), begründet durch Shankara um 800 und aktualisiert durch Shri Aurobindo (1872 – 1950).
C.Brehmer: Der Integrale Yoga von Shri Aurobindo geht weitgehend konform mit  dem Kern der Integralen Philosophie nach Ken Wilber: Ziel der menschlichen Evolution ist die Verwirklichung des non-dualen Bewusstseins, der verwirklichten Seele im Alltag –  ein Leben aus der Einheit als Grundlage zur Erneuerung unserer globalisierten Welt. Auroville, die Stadt des Zukunftsmenschen, versteht sich als ein Modellprojekt. 

Seele in der Sicht der Kunst                               Dieter Pentzek

„Seele“ kommt wohl von „See“, von dem Wasser, auf dem unsere gotischen Vorfahren ihre toten Angehörigen rituell in Flammen aufgehen ließen. Daher scheint auch der religiöse Gedanke eines Auffahrens von Seele gen Himmel zu stammen.
  Nicht nur Religion, auch die Kunst hat manchmal diesen Gedanken – z.B. bei Roswitha und Dieter. Nach einer Pilgerfahrt auf dem Kriegsfluss Düna ließen wir 2006 unsere Malereien vor einem ehemaligen KZ-Gelände bei Riga in Flammen aufgehen. Deren Seele kam aus der Kunst der Renaissance – der Hoffnung auf einen „Neuen Menschen“.