Montag, 24. Dezember 2012

Philosophen-Runde Melle






Überblick:
Die Philosophen-Runde ist offen für alle, die sich für Sinnfragen des Lebens interessieren. Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. Wir einigen uns gemeinsam auf ein Thema, versuchen aber einen Bezugspunkt zu finden und eine Kontinuität zu wahren.
Ein Bezugspunkt ist wichtig, wenn wir uns nicht in der Fülle der Information verlieren wollen. Wir können ihn nur in uns selbst finden. Deswegen machen wir zu Beginn eine Entspannungsreise, in der wir versuchen, uns von allen Gedanken zu lösen, um das darunter liegende reine Bewusstsein zu erfahren. Diese innere Stille ist zugleich die „Sophia“, um die es in der „Philo-sophia“ geht. Die gedankliche Stille, das über das Gegenständliche hinausgehende Nicht-Wissen ist paradoxerweise zugleich das höchste (übergegenständliche) Wissen. „Das höchste Wissen ist das Nicht-Wissen“, so Sokrates, der Begründer der abendländischen Philosophie. Hier finden wir unseren gemeinsamen Bezugspunkt. Es ist eine Ent-deckung, die nur im Vollzug verständlich wird.
Mit der regelmäßigen Praxis einer (die Gedanken überschreitenden) Entspannungstechnik stellt sich mehr Bewusstsein im Alltag ein. Es ist dieses Bewusstsein, diese mit-wissende Instanz, die dem Wissen und der Handlung Weisheit verleiht. Der Alltag ist letztlich das was zählt. 

Ablauf:
- Ankommen,
- Entspannungsreise,
- Sharing (jeder teilt kurz etwas von sich mit),
- Zusammenfassung des letzten Treffens,
- Einführung des Themas,
- Diskussion,
- Stille – Sinkenlassen der Eindrücke, Reflexion, Loslösung,
- Anmerkungen zum Verlauf des Abends,
- Einigung auf das Thema des kommenden Treffens.
Bisherige Themen
Wir treffen uns regelmäßig seit Juni 2011. Begonnen hat alles mit der Diskussion um den Ursprung der abendländischen Philosophie in der griechischen Antike. Wir haben uns mit Sokrates und Platon befasst und mit der Bedeutung ihrer zeitlosen Aussagen für unser persönliches Leben. Alsdann kam der Wunsch auf, einen großen Sprung in die Gegenwart zu machen. Platon wurde in Bezug gebracht mit der Integralen Philosophie von Ken Wilber, dem wohl bekanntesten Philosophen der Gegenwart.
Wilber thematisiert u.a. die Entwicklungspsychologie des amerikanischen Psychologen Clare Graves. Auf ihn sind wir gestoßen im Zusammenhang mit dem Buch „Gott 9.0“, das uns bis dato beschäftigt. Ein spannendes Buch.
Graves kam aufgrund seiner Forschungen zu der Erkenntnis, dass die Menschheit in ihrer Entwicklung bis zur Gegenwart Entwicklungsstufen des Bewusstseins durchlaufen hat. Zur besseren Unterscheidung ordnete er ihnen Farben zu, beginnend mit:
„Beige“ vor etwa 100 000 Jahren. Da geht es hauptsächlich um reine Existenzbewältigung.
„Purpur“ vor etwa 50 000 Jahren. Wichtig sind hier Sicherheit und Stammeszugehörigkeit.
„Rot“ vor etwa 10 000 Jahren: Macht, Eroberung, Recht des Stärkeren sind Thema.
„Blau“ vor etwa 5 000 Jahren. Jetzt sind Höhere Ordnung und das von Gott verkündete Gesetz maßgebend.
„Orange“ vor etwa 650 Jahren. Rationalität, Wissenschaft, Freiheit und Wohlstand sind vorrangige Werte.
„Grün“ vor etwa 150 Jahren. Es geht um Umweltbewusstsein, grüne Politik, Integration und Verbundenheit.
„Gelb“ vor etwa 60 Jahren. Zusammenschau, Nondualität, und Spiritualität stehen im Vordergrund.Transrationale Erkenntnis.
„Türkis“ und 9.0 „Koralle“ sind die sich anbahnenden Stufen kosmischer Allverbundenheit und ganzheitlichen Wissens.
Die Stufenleiter der menschlichen Entwicklung nach Graves soll unserer Orientierung dienen. Alle Bewusstseinsstufen sind präsent im Gegenwartsmenschen, jedoch mit unterschiedlicher Dominanz. Unser Leben, unser Weltbild wird bestimmt von der in uns vorherrschenden Bewusstseinsstufe. Das ist eine fundamentale Selbsterkenntnis, die zu mehr Verständnis, Toleranz und Mitgefühl führt. Sie beflügelt aber auch den Wunsch, über uns selbst hinaus zu wachsen. Gemäß den Autoren von „Gott 9.0“ hat jede Bewusstseinsstufe auch das ihr entsprechende Gottesbild.
Als Beispiel wie die Leiter der Bewusstseinsstufen zu unserer Orientierung beitragen kann, kamen wir auf die Mentalität von Terroristen zu sprechen. Sie sind, so kann man annehmen, auf „Blau“ fixiert, kommen mit „Orange“ in Konflikt und handeln mit „roter“ Gewalt.