Überblick:
Die Philosophen-Runde ist offen für alle, die sich
für Sinnfragen des Lebens interessieren. Vorkenntnisse sind nicht
erforderlich. Wir einigen uns gemeinsam auf ein Thema, versuchen aber einen
Bezugspunkt zu finden und eine Kontinuität zu wahren.
Ein Bezugspunkt ist wichtig, wenn wir uns nicht in
der Fülle der Information verlieren wollen. Wir können ihn nur in uns selbst
finden. Deswegen machen wir zu Beginn eine Entspannungsreise, in der wir
versuchen, uns von allen Gedanken zu lösen, um das darunter liegende reine
Bewusstsein zu erfahren. Diese innere Stille ist zugleich die „Sophia“, um die
es in der „Philo-sophia“ geht. Die gedankliche Stille, das über das
Gegenständliche hinausgehende Nicht-Wissen ist paradoxerweise zugleich das
höchste (übergegenständliche) Wissen. „Das höchste Wissen ist das Nicht-Wissen“,
so Sokrates, der Begründer der abendländischen Philosophie. Hier finden wir
unseren gemeinsamen Bezugspunkt. Es ist eine Ent-deckung, die nur im Vollzug
verständlich wird.
Mit der regelmäßigen Praxis einer (die Gedanken
überschreitenden) Entspannungstechnik stellt sich mehr Bewusstsein
im Alltag ein. Es ist dieses Bewusstsein, diese mit-wissende Instanz, die dem
Wissen und der Handlung Weisheit verleiht. Der Alltag ist letztlich das was
zählt.
Ablauf:
- Ankommen,
- Entspannungsreise,
- Sharing (jeder teilt kurz etwas von sich
mit),
- Zusammenfassung des letzten
Treffens,
- Einführung des Themas,
- Diskussion,
- Stille – Sinkenlassen der Eindrücke, Reflexion,
Loslösung,
- Anmerkungen zum Verlauf des Abends,
- Einigung auf das Thema des kommenden
Treffens.
Bisherige Themen
Wir treffen uns regelmäßig seit Juni 2011.
Begonnen hat alles mit der Diskussion um den Ursprung der abendländischen
Philosophie in der griechischen Antike. Wir haben uns mit Sokrates und Platon
befasst und mit der Bedeutung ihrer zeitlosen Aussagen für unser persönliches
Leben. Alsdann kam der Wunsch auf, einen großen Sprung in die Gegenwart zu
machen. Platon wurde in Bezug gebracht mit der Integralen Philosophie von Ken
Wilber, dem wohl bekanntesten Philosophen der Gegenwart.
Wilber thematisiert u.a. die
Entwicklungspsychologie des amerikanischen Psychologen Clare Graves. Auf ihn
sind wir gestoßen im Zusammenhang mit dem Buch „Gott 9.0“, das uns bis dato
beschäftigt. Ein spannendes Buch.
Graves kam aufgrund seiner Forschungen zu der
Erkenntnis, dass die Menschheit in ihrer Entwicklung bis zur Gegenwart
Entwicklungsstufen des Bewusstseins durchlaufen hat. Zur besseren Unterscheidung
ordnete er ihnen Farben zu, beginnend mit:
„Beige“ vor etwa 100 000 Jahren. Da geht es
hauptsächlich um reine Existenzbewältigung.
„Purpur“ vor etwa 50 000 Jahren. Wichtig sind
hier Sicherheit und Stammeszugehörigkeit.
„Rot“ vor etwa 10 000 Jahren: Macht,
Eroberung, Recht des Stärkeren sind Thema.
„Blau“ vor etwa 5 000 Jahren. Jetzt sind
Höhere Ordnung und das von Gott verkündete Gesetz maßgebend.
„Orange“ vor etwa 650 Jahren. Rationalität,
Wissenschaft, Freiheit und Wohlstand sind vorrangige Werte.
„Grün“ vor etwa 150 Jahren. Es geht um
Umweltbewusstsein, grüne Politik, Integration und Verbundenheit.
„Gelb“ vor etwa 60 Jahren. Zusammenschau,
Nondualität, und Spiritualität stehen im Vordergrund.Transrationale
Erkenntnis.
„Türkis“ und 9.0 „Koralle“ sind die sich
anbahnenden Stufen kosmischer Allverbundenheit und ganzheitlichen
Wissens.
Die Stufenleiter der menschlichen Entwicklung nach
Graves soll unserer Orientierung dienen. Alle Bewusstseinsstufen sind präsent im
Gegenwartsmenschen, jedoch mit unterschiedlicher Dominanz. Unser Leben, unser
Weltbild wird bestimmt von der in uns vorherrschenden Bewusstseinsstufe. Das ist
eine fundamentale Selbsterkenntnis, die zu mehr Verständnis, Toleranz und
Mitgefühl führt. Sie beflügelt aber auch den Wunsch, über uns selbst hinaus zu
wachsen. Gemäß den Autoren von „Gott 9.0“ hat jede Bewusstseinsstufe auch das
ihr entsprechende Gottesbild.
Als Beispiel wie die Leiter der Bewusstseinsstufen
zu unserer Orientierung beitragen kann, kamen wir auf die Mentalität von
Terroristen zu sprechen. Sie sind, so kann man annehmen, auf „Blau“ fixiert,
kommen mit „Orange“ in Konflikt und handeln mit „roter“ Gewalt.